Ein Blick auf den Kongress »Work in Progress 2013«
Der Kongress »Work in Progress« thematisiert den Wandel und die Zukunft der Arbeitswelt und fand am 28. Februar und 1. März 2013 zum zweiten Mal in Hamburg auf Kampnagel statt.
Gemeinsame Veranstalter sind die Hamburg Kreativ Gesellschaft und Kampnagel. Gefördert wurde der Kongress unter anderem von der randstad stiftung.
Die Arbeitswelt von morgen
Die Erstauflage des Kongresses im Jahr 2012 hatte insbesondere die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Treiber der Transformation unserer Arbeitsgesellschaft, sowie ihre konkreten (positiven wie negativen) Auswirkungen auf die arbeitenden Menschen zum Inhalt. 2013 standen »Strategien für die Arbeitswelt von morgen« und damit Ideen im Fokus, die produktiv und kreativ auf die Transformation der Arbeitswelt einwirken.
Auftakt bildeten eine Podiumsdiskussion zum Thema »Neue Arbeit – neue Gesellschaft?« und der Film »In dir muss brennen« der Hamburger Filmemacherin Katharina Pethke. Auf dem Kongress präsentierten dann 40 ReferentInnen in Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden und künstlerischen Aktionen verschiedene Ansätze und Vorschläge, mit den Wirkungen des Wandels umzugehen und sich den gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Hauptredner war der amerikanische Arbeitssoziologe Richard Sennett, der den Tag mit einer Keynote zum Thema »The Craft of Cooperation« eröffnete.
So vielfältig, wie sich die neue Arbeitswelt darstellt, waren auch die rund 650 BesucherInnen des Kongresses. Wie im vorausgegangenen Jahr fand ein demographisch, kulturell und professionell sehr heterogenes Publikum den Weg nach Hamburg: »klassische« ArbeitnehmerInnen, Selbstständige, UnternehmensvertreterInnen sowie Akteure aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung und Kunst/Kultur.
Viele »Stimmen« zur Zukunft der Arbeit
Wie werden wir in Zukunft arbeiten und leben, fragen sich heute nicht nur junge Menschen vor der Studien- oder Berufswahl, sondern auch Viele, die bereits auf eine jahrelange Arbeitsbiographie zurückblicken. Automatisierung und Digitalisierung haben Arbeitsformen, -methoden und -inhalte nachhaltig verändert. Die Schnelligkeit, mit der Innovationen und Trends bisherige Abläufe und Organisationsmuster verändern, nimmt zu. Das »Neue« bietet dabei in vielen Fällen Chancen für mehr Selbstbestimmung, birgt gleichzeitig jedoch Risiken und Unsicherheiten, etwa höhere Eigenverantwortung bei der sozialen Absicherung.
Ziel von »Work in Progress« war (und ist) es, unterschiedliche Ideen und innovative Ansätze auf ihre Übertragbarkeit auf eine breite gesellschaftliche Ebene hin zu hinterfragen und somit nach Impulsen für einen gesellschaftlichen Wandel zu suchen. Die aktive Einflussnahme und Gestaltung der Arbeit der Zukunft durch den Einzelnen, durch die Unternehmen, durch zivilgesellschaftliche Gruppen und die Politik stehen hierbei im Mittelpunkt.
Die Keynote von Richard Sennett fungierte über den Tag hinweg als roter Faden. Er referierte zur »Kunst der Kooperation« in einem Umfeld, in dem Individualität und Vielfalt prägende Faktoren darstellen. Der Schlüssel zu ihrem Funktionieren läge weniger im Handwerklichen oder Instrumentellen (etwa bei der Koordinierung eines Teams), sondern vielmehr in der Fähigkeit Zuzuhören und Verstehen zu lernen.
Prof. Gesa Ziemer von der Hafencity-Universität führte mit dem Begriff der Komplizenschaft in eine weitere, temporäre und oft auch zufällige Form der Zusammenarbeit ein, die in der neuen Arbeitswelt vermehrt anzutreffen sei. Beispiele für die Umsetzung dieser neuen Formen der Zusammenarbeit waren in darauffolgenden Veranstaltungen Thema, die sich mit »Collaborative Consumption«, dezentralen Produktionsmöglichkeiten in Fablabs im »Post-Postindustrialismus« und der inneren Organisation von Unternehmen beschäftigten.
Weitere Vorträge widmeten sich der Frage, wie im Bereich der Bildung auf diese Entwicklungen reagiert werden kann – in der Universität (Prof. Stephan Jansen) oder in digitalen Netzwerken des gemeinsamen Lernens (Till Schneidereit).
Wie der Einzelne auf diese neuen Möglichkeiten – die gleichzeitig auch Herausforderungen darstellen – reagieren kann und muss, bildete den Schlussakkord des Kongresses. Ansätze hierzu präsentierten Christina Veldhoen, Robert Drakogiannakis und die TeilnehmerInnen der abschließenden Podiumsdiskussion zu »Nicht-linearen Karrierewegen und Brüchen«.